Geschichte des Parforcehorns

Das Jagdhorn gehört zu den ältesten Instrumenten der menschlichen Geschichte. In prähistorischer Zeit wurden als Signal- und Jagdhorn Tierhörner benutzt. Auch die „Posaunen von Jericho“, die im 13. Jahrhundert v. Chr. bei der Belagerung von Josuas Priestern geblasen wurden, waren in Wirklichkeit Widderhörner. Diese sind heute noch in Jerusalem unter der Bezeichnung „Schofar“ bekannt.
Schofar


Hifthorn

Diese ursprünglichen Jagdhörner waren in ihrer Länge begrenzt und hatten fast keine Möglichkeit, mehr als ein oder zwei Töne von verschiedener Tonhöhe hervorzubringen. Die Jagdsignale der Vorzeit bis hinein ins hohe Mittelalter bestanden aus gleichhohen Tönen, aber verschiedener Tondauer ähnlich den Morsezeichen. Diese Horntypen wurden als "Hifthorn" von den Jägern bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts genutzt.

Mit dem Aufkommen von Metallhornen wurden auch die Rohrlängen und damit der Tonumfang größer. Um einen möglichst großen Umfang zu erreichen, begann man das Rohr zu winden.



Parforcehorn umschaltbar Eb/B
Wir spielen das großwindige Parforcehorn. Es hat aufgewickelt eine Länge von ca. 4,50 Metern und gehört zu den Naturhornen. Man kann darauf also nur die Töne spielen, die durch die Länge des Instrumentes vorgegeben sind. Die sogenannte Naturtonreihe. Unser Instrument in der Grundstimmung "Eb" verfügt über den vollen Umfang von 3 Oktaven (22 Töne), ist aber in seiner Tonskala auf lediglich 16 Naturtöne beschränkt. Aufgrund der Naturtonreihe sind einige Töne entweder etwas zu tief oder zu hoch. Neben dieser Tonart wird das Parforcehorn auch in der Stimmung B benutzt, die zusammen mit den Fürst-Pless-Hornen in gemischten Gruppen gespielt werden können. Bei unseren Hornen kann mittels eines Ventils zusätzlich von der Grundtonart Eb auf B umgeschaltet werden. Außerdem in der Tonart D, welches sich aber hauptsächlich in Frankreich als Trompe de Chasse finden lässt.



Trompe de Chasse in D
Im 18. Jahrhundert entdeckte Anton Joseph Hampel das sogenannte "Stopfen" des Horns. Ihm kam der Gedanke, den bisher noch rohen, stets offenen und wenig modulationsfähigen Klang des Horns durch Einführung der Hand in den Schallbecher des Instruments etwas abzudecken und ihm erst dadurch die charakteristisch dunkle, warme und ausdrucksfähige Fülle des echten Horntons zu verleihen. Das Stopfen aber verändert auch die Länge der Luftsäule im Horn und somit die Tonhöhe. Damit war der Bläser in der Lage, völlig ohne Ventile, auch die Töne neben den Naturtönen zu spielen. Diese Technik wird bis heute bei Naturhornen angewendet. Durch diese Entdeckung veränderte sich auch der konstruktive Aufbau der Horne. Ein Stimmzug wurde geschaffen und das ganze Horn wurde in seiner Form etwas ansehnlicher.

Das Parforcehorn ist ein direkter Vorläufer des modernen Waldhorn. Der Einsatz erfolgte ursprünglich vorrangig im jagdlichen Brauchtum zum Blasen von Jagdhornsignalen, denn es hat seinen Namen von der Parforcejagd.
Parforcejagd bedeutet durch Stärke jagen. Gemeint war damit die Hetzjagd zu Pferde mit der Hundemeute auf Rotwild, Dammwild und Sauen bis zur Ermattung des Wildes. Die Parforcejagd wurde im 17. Jahrhundert besonders in Frankreich modern und dafür entwickelte man ein großwindiges Horn, das der Reiter über seine Schulter trägt:
Kopf und Arm hindurchgesteckt, beide Hände frei für die Zügelführung.




  Früher                      Heute
Das originale Parforcehorn-Mundstück ist trichterförmig und hat einen extrem schmalen Rand. Dadurch erhält der Bläser einen sehr durchdringenden Ton, der im Wald sehr weit trägt. Damit es laut „schmettert“, wird es möglichst kräftig an die Lippen gedrückt. Beim originalen Gebrauch zur Parforce-Jagd kommt es nicht auf „romantische Klangschönheit“, sondern auf laute Dynamik an. Früher schnitten sich deshalb die Bläser die Lippenhaut auf und ließen sie vernarben. Die so verhärtete Haut verhinderte, dass ein zu starker Druck des Mundstückes die Lippenmuskulatur durchquetschte. Die heutigen Mundstücke sind am Rand eher etwas breiter und haben verschiedene Maße, die auf den jeweiligen Bläser und die Stimme die er bläst, angepasst ist.

Der Jägermeister des französischen Königs Ludwig XV. Marquis des Dampierre, schuf eine große Zahl von Kompositionen für die Jäger zu Pferd und die adeligen Jagdherren und Gäste, die selbst begeistert ins Horn stießen. Auf ihn führt man sogar das Orchesterhorn zurück. Weitere bekannte französische Komponisten der Parforcemusik waren Jules Cantin und Tyndare Gruyer.




In dieser Zeit war es üblich, nach der Jagd kleine Menuette zur Erheiterung der Jagdgesellschaft zu spielen. Ebenso entstand damals der Brauch, daß am Tag des heiligen Hubertus, dem Schutzheiligen der Jäger, die Jagdhörner in der Kirche die feierliche Umrahmung der Liturgie zur "Hubertusmesse" übernahmen. (Eine spezielle Hubertusmesse für Parforcehörner hat sich jedoch erst am Anfang und im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt).

Nach Deutschland kam das Horn durch den böhmischen Grafen Franz Anton Sporck (1662 - 1738), der diese Musik am französischen Hof kennengelernt hatte. Er war davon so begeistert, dass er in seiner Heimat einen Hubertusorden gründete und Jagden nach französischem Vorbild abhielt. Er erhielt noch zu Lebzeiten den Titel „Oberster Parforcejäger Europas“. Als allerdings Mitte des 19. Jahrhunderts die Parforcejagd in Deutschland zurückgeht, verliert das zugehörige Instrument an Bedeutung, während es in Österreich zur k&k-Zeit durch Komponisten wie Josef Schantl, Erich Pizka und Anton Wunderer mit deren Jagdmusik im Walzer-, Polka- oder Marschtakt neu belebt wird.

In Deutschland kommt das Parforcehorn in Eb erst Ende der 20er Jahre durch das Trompetenkorps der Reichswehr zu neuen Ehren, als es bei Reitjagden im vierstimmigen Satz geblasen wird. Ansonsten gerät das Instrument über den 2. Weltkrieg in Vergessenheit und wird erst in den 60er Jahren wieder entdeckt, als französische Bläsergruppen in Deutschland auftreten. Seit dieser Zeit hat sich hierzulande unter anderem auch Reinhold Stief dieser Art von Musik angenommen.

Klassisch wird das Parforcehorn unter anderem in der romantischen Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber im Jägerchor verwendet. Wie populär das Parforcehornblasen war, zeigt Haydn auch 1801, als er Jagdsignale in ein Oratorium einbaut. Uns ist vor allem daraus das große Halali geblieben.

Wir, die Härtsfelder Jagdhornbläser, haben drei-, vier- und teilweise sogar fünfstimmige Stücke aus nahezu allen Stilrichtungen und Zeitepochen im Repertoire. Von jagdlich und sakral über konzertant und volkstümlich bis hin zu moderneren oder für dieses Instrument eher ungewöhnlichen Stücken, die zumeist aus Frankreich, Österreich und natürlich Deutschland stammen.